Donnerstag, 29. Juli 2010

Dispozinsen ignorieren Zinstief

Wie ich heute mal wieder auf handelblatt.com lesen konnte wird noch immer von Verbraucherschützern bemängelt, dass Banken ihre Kunden bei den Dispokreitzinsen unnötig schröpfen. Auch der Bundesgerichtshof hat die Banken diesbezüglich schon gerügt. In der Tat ist es so, dass die Guthabenzinsen z.B. auf Tagesgeldkonten in den letzten 2 Jahren kontinuierlich gesunken sind - schließlich ist der EZB Leitzins auf einem langfristigen Tief. Komischer Weise sind die Banken da im Passivgeschäft deutlich empfindlicher als im Aktivgeschäft. Bei der Ausreichung von Dispokrediten hat sich vergleichsweise wenig getan. Klar, die Filialbanken haben Ihren Zins für sogenannte genehmigte Überziehungen auch ein bißchen reduziert. Die Deutsche Bank hat mir auf dem Quartalskontoauszug vom 30.06.2010 beispielsweise mit "nur" 12,75% p.a. ganze 2,25%p.a. weniger berechnet als noch in Spitzenzeiten im 4. Quartal 2008, als mir tatsächlich bis zu 15%p.a. in Rechnung gestellt worden sind. Aber objektiv betrachtet sind 12,75% p.a. immer noch ganz schön viel. Vergleicht man diese mit den zugegeben starren (heißt in den letzten Jahren unveränderten, aber rechtlich gesehen dennoch variablen) Zinssätzen einiger Direktbanken, wird schnell deutlich, dass ein Deutsche Bank Kunde bei Nutzung des Dispos deutlich tiefer in die Tasche greifen muss, als bei einer Direktbank.

Die DAB Bank verlangt beispielsweise nur 6,95% p.a. für die Überziehung.
Die DKB Bank verlangt schon seit Jahren nur 7,9% p.a. für die Überziehung.
Cortal Consors verlangt auch "nur" 9,25% p.a. für die Überziehung.

Angenommen man wäre ein ganzes Jahr lang mit glatten 1000 Euro im Minus, zahlte man aktuell bei der Deutschen Bank 127,5 Euro für diese Überziehung. Bei der DAB Bank kostet genau die gleiche "Leistung" nur 69,50 Euro und bei der DKB nur 79 Euro und bei Cortal Consors nur 92,50 Euro. Würde ich meinen Dispo regelmäßig nutzen - würde ich mich unweigerlich fragen warum ich bei der einen Bank fast das doppelte zahle. Einen Vorteil hat man schließlich nicht davon. Man kann von den 1000 Euro genauso viel kaufen, egal ob sie bei der Deutschen Bank oder bei der DAB Bank geliehen sind - und zurückzahlen muss man sie leider auch bei beiden.
Natürlich kann ich sehr gut verstehen, wieso Filialbanken nicht wirklich Lust haben Ihre Dispozinsen zu reduzieren. Zum einen: Es gibt keinen Grund - so lange die Kunden den Kredit nutzen, muss man ihn nicht günstiger machen. Die Apfel Telefone werden schließlich auch nicht billiger, weil sie so intensiv nachgefragt werden. Ein weiterer Grund die Dispozinsen nicht zu sehr zu reduzieren ist folgender: Die Banken würden ein wichtiges Argument zum Verkauf von Privatkrediten verlieren. Denn nur wenn jemand 12% Zinsen für seinen Dispo zahlt, freut er sich über einen Ratenkredit mit sieben, acht oder neun Prozent Zinsen.
Hinzu kommt noch folgendes: Kunden die ihren Dispo nutzen, sind sicherlich sehr treue Kunden. Gibt es eine effizientere Kundenbindung als einen Kreditvertrag der nie endet? Kunden die Geld haben, sind schnell weg wenn die Guthabenzinsen sinken - aber Dispokunden? Nein. Einerseits bekommt man selten bei einer neuen Bank gleich einen Dispo - Vertrauen ist super - aber Gehaltseingänge wären eine bessere Grundlage für den Kredit. Andererseits - so kam es jedenfalls mir immer vor - fühlen sich Dispokunden latent schlecht/schuldig/dankbar. Schließlich sind sie gerade in einem Engpass und die Bank hilft ihnen freundlicher Weise.
Fazit: Suchen Sie sich eine Bank mit günstigen Dispozinsen solange Sie den Dispo noch nicht brauchen. Mit überzogenem Konto wechselt es sich schlecht die Bank.
Fazit 2: Es gibt für die Banken keinen überzeugenden Grund die Zinsen deutlich zu senken. Das ist - zumindest betriebswirtschaftlich - eigentlich logisch.

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