Die Deutsche Bank hatte auf Ihrer Webseite bereits angekündigt einen Relaunch der Homepage durchzuführen. Nun war es also so weit. Gefühlt etwas grau und düster - schöner Einstieg in den Herbst. Auf den ersten Blick spannend ist auch, dass die Deutsche Bank seit langer Zeit mal wieder ein echtes Neukundenangebot auf der eigenen Homepage hat. Das dürfte zeigen, dass auch die Deutsche Bank das dringende Bedürfnis hat im Privatkundengeschäft zu wachsen (bzw. mit neuen Kunden, alte zu ersetzen). Ob dieses Angebot jedoch ziehen wird, ist fraglich. Zumindest online. Wer durch die Straßen läuft, lässt sich vielleicht vom Schaufenster Zins auf die Sparcard beeindrucken - wer online vergleicht, wird müde abwinken. So ist es nur konsequent, dass das Angebot ausschließlich in Filialen zu bekommen ist - sicher auch, weil man inzwischen gemerkt hat, das Online Banking zwar Kosten spart, aber auch Kundenkontakte reduziert. Online können schließlich andere auch zu (k)einem anderen Preis.
Was beinhaltet also dieses Angebot? Wer ein Deutsche Bank Girokonto als Gehaltskonto abschließt erhält für 6 Monate garantiert 1,15% p.a. Zins auf sein Sparcard Konto. (Ja richtig, Sparcard, nicht Tagesgeld, also mit Kündigungsfrist, Vorschusszinsen usw.). Gut, die Hürde ist eigentlich nicht so groß - aber lohnt es sich für 1,15% sein Gehaltskonto zu wechseln? Eigentlich nicht. Denn die Zinsen gibt es nur bis zu 25.000 € Guthaben. Und danach gehts abwärts. Nicht moderat, wie bei vielen Direktbanken sondern steil. Nach dem 6. Monat erhält man als Kunde nur noch 0,15% p.a. auf die Sparcard. Zinsmarge und EZB Leitzins hin oder her - das lohnt sich nicht. Die Girokonten sind leider auch kein Grund zu wechseln. Ja die Technik funktioniert, ja das Online Banking ist super, ja es gibt Filialen in denen man Geld einzahlen kann, ja man kann sogar weltweit kostenlos Geld abheben. Gutes Stichwort. Weltweit kostenlos Geld abheben war vor 15 Jahren mal ein echt geiler Service. Ich war selbst mal stolz mit der EC Karte der Deutschen Bank in Frankreich am Geldautomaten der BNP Paribas kostenlos Bargeld abzuheben. Was für ein Service, den nur eine international vernetzte Bank liefern kann - dachte ich damals. Was ist seitdem passiert? Nunja. Bei der Deutschen Bank nicht viel. Am Markt schon. Mindestens 5 Direktbanken bieten inzwischen weltweit kostenlose Bargeldabhebungen mithilfe von kostenlosen Kreditkarten an - und meinen das auch so. Man kann sich den Geldautomaten aussuchen - und Fremdgebühren bekommt man sogar bei einigen Banken noch erstattet. Das alles zum kostenlosen Girokonto. Die Girokonten der Deutschen Bank kosten allerdings nicht nur die Deutsche Bank Geld, sondern auch die Kunden. Wahlweise 4,99€ im Monat oder 9,99€ im Monat. Dafür gibt es dann auch einen Berater, der gern etwas beraten möchte. Zusätzlich kann man übrigens auch eine Kreditkarte haben. Die kostet je nach Kontomodell was extra oder ist inklusive. Spannend, wirklich spannend, ist aber, dass diese Kreditkarten bei Zahlungen in Fremdwährung neuerdings eine Mindestgebühr von 1,5€ haben. Gut, nun sind wir Deutschen nicht so Karten-affin wie viele andere Länder. In Schweden zahlt man einen Kaffee für 10 Kronen mit Kreditkarte. Völlig normal. Kostet umgerechnet ca. 1,4 € für den Kaffee und bei deutschen Direktbanken je nach Bank 0-1,75% Gebühr. Die Deutsche Bank möchte auch 1,75% vom Umsatz. Aber nur, wenn mindestns 1,5€ Gebühr bei raus kommen - sonst reichen die 1,5 €. Für Deutsche Bank Kunden kostet der Kaffee in Schweden also ca. 2,90 €. So wird man seine Kunden sicherlich nicht zu Kartenzahlern machen.
Es ist spannend zu sehen, wie behäbig eine ehemalige Deutsche Bank 24 auf den sich so schnell verändernden Markt reagiert. Was ist aus der Bank24 geworden, was ist aus Moneyshelf geworden und was ist mit Maxblue? Es gab Zeiten, da gab die Deutsche Bank im Privatkundengeschäft mit Innovationen und Leistungen (aus Leidenschaft) den Ton an. Und jetzt? Man kauft sich verloren gegangene Kunden (Postbank+Norisbank) und verwaltet die Reste. (Postbank=Norisbank?).
Übrigens die Comdirect Bank bietet seit heute 100 € für Neukunden. Die ING DiBa 75 €. Die DAB Bank 70 €. ...
Aber immerhin, die Deutsche Bank ist nicht hinten. Es gibt ja auch noch die Commerzbank. Die hat offenbar den Schuss schon gehört und seit kurzem ein schönes neues Kontomodell eingeführt. So neu, dass es das Konto noch nicht in die Menu-Führung der Webseite geschafft hat.(links im Bild - Update: Das Premiumkonto wurde interessanter Weise einen Tag nach diesem Post in die Menu-Struktur der Commerzbank Webseite eingefügt :-) )
Heißt Premium und kostet auch Premium. Steht deswegen natürlich auch auf der Karte. Premium ist das neue Gold.
Preislich an das Best-Konto der Deutschen Bank angelehnt kostet es ebenfalls 9,99 € im Monat.
Zugegeben, das Konto kann ein bißchen mehr als das Best Konto der Deutschen Bank. Es bietet eine Kreditkarte mit der man weltweit kostenlos Geld abheben kann. Na endlich kommt das in den Filialbanken mal an. Aber für knapp 120 € im Jahr? Kostenlos kann sehr unterschiedliche Kosten haben. Auch der Dispokredit mit 9,90% p.a. sieht für eine Filialbank fair aus - fair. Naja. Laut Preis-Verzeichnis gilt der Zins nur für Neugeschäft. Vergessen wir das fair. Sagen wir 9,9% sieht gut aus. In Kombination mit der Auslandskrankenversicherung und vielfältigen Versicherungsleistungen - die unabhängig vom Karteneinsatz dabei sind - sieht das Modell dann gar nicht so schlecht aus. Damit positioniert sich das Konto auch gleich noch gegen die Lufthansa Miles & More Kreditkarten. Und damit das auch jeder mitkriegt, legt die Commerzbank auch noch 10.000 Lufthansa Meilen oben drauf. Diesmal nicht ausschließlich über den Kanal Miles&More Webseite, wie das einige andere Unternehmen machen - sondern auch direkt über die Commerzbank Webseite. Das ist dann schon irgendwie fair. Wird der Lufthansa wohl auch Neukunden bringen. Dass allerdings nirgends steht was man für die Meilen nun konkret und wie lange tun muss, ist weniger fair. Schlaumeier werden natürlich die Rechnung aufmachen, wieviele Monate Kontoführungsgebühr 10.000 Prämienmeilen bei der Lufthansa wert wären... Rechnen kann ja jeder selbst.
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