Sonntag, 25. Januar 2015

Neue Zeiten für uns Euro-Bürger

In der letzten Woche hat die EZB beschlossen, monatlich für 60 Mrd. € Anleihen von Mitgliedsstaaten zu kaufen und so ihre Politik der Zinssenkungen fort zu setzen - nur ohne Zinssenkungen. 

Was soll man als normaler Mensch dazu sagen? Man wechselt die gesetzliche Krankenkasse um vielleicht jeden Monat 20 € zu sparen, man sucht sich regelmäßig ein neues Tagesgeldkonto um statt 0,8%, für ein paar Monate 1,4% p.a. zu bekommen - und dann wirft die EZB 60.000.000.000 € jeden Monat auf den Markt. Eine Summe, die ich weder meinen Eltern noch meinen Kindern erklären könnte. Ohnmächtig ist wohl das richtige Wort. Ich kann und will gar nicht beurteilen, ob es sich dabei um die richtige Entscheidung handelt oder nicht. Ich weiß nur für mich, für uns alle ändert sich gerade gewaltig etwas. Die Entscheidung der Schweizer Notenbank sich nicht mehr länger an den Euro zu binden, zeigt wie schnell und wie deutlich sich Veränderungen einstellen können. 

Was schließe ich mit guten finanziellem Halbwissen nun aus dieser Situation für mich selbst? Ganz einfach. Ich verlasse mich noch weniger auf den Staat. Das bedeutet nicht, dass ich ihm misstraue, aber vielleicht traue ich ihm einfach nicht mehr alles zu. Und ja, ich verlasse mich auch nicht mehr auf den ausschließlich Euro. Natürlich werde ich weiterhin schauen, welche Krankenkasse mir 20 € mehr im Monat abnimmt als die andere - anders gehts ja auch nicht, ich kann ja schlecht aus der Euro-Zone ausziehen - und wenn ja wohin eigentlich? 
Ich werde mich aber in Zukfunft mehr als je zuvor mit Fremdwährungen beschäftigen. Was ich bisher in meinen Aktiendepots als interessante Beimischung gesehen habe, wird in Zukunft wohl mehr Bedeutung und mehr System gewinnen. Unternehmen, die ausserhalb der Eurozone ihren Sitz haben und weltweit Geschäfte machen, interessieren mich nun deutlich mehr. Auch wenn die Orderkosten minimal höher sind. Weiterhin werde ich wohl über ein Fremdwährungskonto nachdenken. Keine Ahnung wohin diese Entwicklung noch geht - in den letzten 9 Monaten hat der Euro knapp 20 % an Wert verloren. Ob ich auf weitere Entwicklungen spekulieren soll, weiß ich noch nicht. Mittelfristig geht es ja auch nicht mehr um Spekulation, sondern um die Absicherung von dem was ich habe, oder mal zu haben gedenke. 
Ebenfalls ist für mich klar, dass Kredite aktuell nicht schaden. Ich werde deswegen nicht unbedingt mehr konsumieren - einen Fernseher sollte man nicht auf Kredit kaufen, finde ich - nein, vielmehr werde ich auf Kredit investieren. Vielleicht eine Wohnung zum vermieten kaufen oder etwas ähnliches. Baufinanzierungen gibt es momentan für unter 2% p.a. und selbst Privatkredite von seriösen Genossenschaftsbanken kann man aktuell schon ab 3% p.a. erhalten. Und auch etwas Gold werde ich wohl weiterhin kaufen, auch wenn es sich hierbei wirklich nur um eine langfristige Streuung meiner Mittel handeln kann. Schließlich kostet Gold auch ganz real Geld. An und Verkauf kostet Geld. Lagerung kostet auch Geld. Zins gibts keinen. Achja eines werde ich nicht ändern. Ich werde nicht aufhören Geld zu sparen. Sparen ist nämlich nur schwerer geworden - nicht aber unnötiger.  

Und auch was den nächsten Urlaub angeht, werde ich wohl nochmal nachdenken müssen. Shopping in der Schweiz steht erstmal nicht an - immerhin gibt es hier den Vorteil des großen Eurogebiets. Ob Schnee in Finnland oder Sonne auf Teneriffa - überall die gleiche Währung.